Badische Zeitung vom 02.05.2018 von Wolfgang Scheu
Beim Frühlingskonzert spielen die Musiker aus Kappel und Wellendingen in der Hochfirsthalle groß auf.
LENZKIRCH-KAPPEL. Sehr gut gefüllt war die Hochfirsthalle beim Frühlingskonzert vom Musikverein Kappel trotz Konkurrenz vom warmen Wetter, das zu Aktivitäten im Freien einlud. Dass sie nicht rechnen können, das kann man den Kapplern getrost verzeihen, ein Doppelkonzert war angekündigt, auf der Bühne bewiesen neben dem Musikverein Kappel und der Feuerwehrkapelle Wellendingen, aber auch die jungen Musiker der Jugendkapelle unter Leitung von Walter Winterhalder, dass sie ihre Instrumente beherrschen.
Feierlich war der Konzertauftakt, glänzend das Solo von Jannik Förderer am Tenorhorn im Stück "Adebas Reise". Der Storch landete landete sicher, der Applaus war groß. Nach den rhythmischen Klängen vom "Carribean Summer" ließ man die Jugendkapelle nur unter Widerstand mit tobendem Applaus wieder ziehen.
Der Abend wurde zum "Triple", so heißt im Sport eine Serie von drei kurz aufeinander folgenden Triumphen. Ähnlich groß die Kapellen des abends, die Kappler knapp unter 50, eine Hand voll mehr zählte man bei der Feuerwehrkapelle Wellendingen und beide bewiesen, dass sie wissen, was man mit solch einem Klangkörper zaubern kann.
Dirigent Marco Peter aus Wellendingen startete zackig mit dem Florentiner Marsch, die junge Kapellmeisterin Anna Lena Huber "feierlich – pompös" mit "A Huntingdon Celebration". Moderne Stücke mit Beatles-Melodien, Udo Jürgens und "Italo Pop Classica" gab es von Wellendingen, die Kappler machten Stimmung mit einer "1980er Kult Tour" und einem Ausflug ins "Weiße Rössl" am Wolfgangsee inklusive imposanter Bassklänge als der schöne Sigismund zum Landeanflug ansetzte und einigen Spässen der Rhythmusgruppe. Böhmisch – Mährische Melodien gab es mit der "Anna-Polka" oder dem "Böhmischen Traum", mit dem "Fliegermarsch" verabschiedeten sich die Wellendinger.
Nicht so schnell vergessen werden die Besucher die Trompetentöne im Solo von Nadja Pfisterer im Stück "Midnight Tears".
Viel Wissenswertes über die Stücke und die Komponisten gab es vom charmanten Moderatorenduo aus Wellendingen und Felix Drathschmidt aus Kappel. "Wer bei sich bei den Egerländer Musikanten von Ernst Mosch drei Mal einen Patzer leistete, der flog aus der Kapelle" erfuhr man unter anderem. Anna Lena Huber und Marco Peter mussten keine solchen Maßnahmen ergreifen – es hat alles bestens geklappt und das begeisterte Publikum hätte so etwas auch nie zugelassen. Und mit Sicherheit auch der Bezirksdirigent vom Blasmusikverband Hochschwarzwald, Gottfried Hummel, nicht, der bestens gelaunt, dem Konzert beiwohnte. Drathschmidt widmete spontan die sieben Stücke je einem der Lenzkircher Bürgermeisterkandidaten. Wer der "schöne Sigismund" oder Storch Adebar in luftiger Höhe war, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Einer Einkehr im "Weißen Rössl" wäre aber sicher keiner abgeneigt gewesen.
"Aller guten Dinge sind Vier" könnte man anmerken – nach dem offiziellen Teil kamen die Vollblutmusiker von MOST ("Musik ohne Strom") in die Halle, um den musikalischen Abschluss zu gestalten – ganz nah am Getränkestand und nicht auf der Bühne, wohl gemerkt.